Zwei Schleimellipsen
zwei Dreiecke
ein Pluszeichen
ein Trapez

unheimliche Hinterlassenschaften
schimmern im Mondschein
auf dem Gehweg
geometrische Botschaften


19.06.2007

Gott
vier Buchstaben
auf denen sie sitzen bleiben
was auch geschieht
ihre Sitzgelegenheit
lassen sie sich nicht
wegnehmen
Halleluja


27.2.2010

Gott
die Lieblingslüge der Lebenden
weil sie sterben
nicht weil sie leben müssen


27.2.2010

Auf den Kontinentalplatten
wird täglich neu angerichtet
wir sind ein Teil des Menüs
nicht etwa die Köche
obwohl wir gerne so tun
schüren und unterhalten wir
erst recht nicht die Höllengluten
auf denen wir gerade
auf niedrigster Stufe köcheln
bevor wir ausgekocht
von Sterneköchen serviert werden


21.4.2010

Wenn ich einmal nicht mehr bin
wird es sein als wär‘ ich nie gewesen
aber ich bin gewesen
darauf besteh ich
auch wenn ich ohne Namen und Adresse bin
keinen Identitätsausweis mehr habe
meine Telefon- Handy- und Kreditkartennummer
ins Leere führen
auch die GEZ in die Röhre guckt
mein Konto bei der Bank
gelöscht ist
meine Pensionskasse sich freut
und die Versicherungen stillgelegt sind

still und tiefer gelegt bin dann auch ich
was freilich keineswegs belegt
ob ich gewesen bin oder nicht
grammatikalisch hab ich noch einiges vor mir
bis Futur II eintritt
und auch das wird dann immer noch nicht
alles gewesen sein müssen
nicht zwingend
jedenfalls


12.9.2010

Schwarz steht
das Wasser und schwer

die Fische haben
weiße Bäuche

ich springe
von einem zum andern

über mir
singt kein Vogel


1992

Es fehlt
ein Sternbild noch
am nachtverstörten Himmel
der Weiße Reiter
fällt durch einen Schlitz im Horizont
erscheint er
wird es hell
auf unsrer Erde werden
es werden Mächte
und Gewalten sich
einig tun
die Zukunft zu vollenden


17.12.2005

In der Milchglasscheibennacht
hab ich dich verloren
das Meer umtoste meine Stimme
Leinentücher fielen auf das Land
die Brandung eine Wand aus Stahl
wuchs bis in die Wolken
und mir wuchs eine zweite Haut
und ich ging mit meinem Koffer
der Geigerzähler raste
Sturm kam auf
es fiel Schnee


22.6.2011

Man spürt sich nur am Andern
weissagen die Tannen
und lieben den Wind

Das Leben will
nichts als
weitergehen

als ich erwachte
war ich mir weit
voraus

Die Sonne rollt
den Berg hinunter
fang sie auf

bald
wird Abend sein

So wie du einen Furz lässt
hauchst du dein Leben aus
weißt du
wo deine Zunge anfängt oder endet
letzte Lichtungsmomente
du hörst dein Röcheln
Echo aus Urknallfernen


27.6.2011