Donnerstag, 29. September 2011

Salvadore

Umgeben von Sperrmüll
in einem großmaschig vergitterten Verschlag
mit streng nach hinten gescheiteltem
schwarzen gelglänzendem Haar
die große runde Brille
ist Teil seines Makeups
über den knallrot geschminkten spitzen Lippen
der gealterte Geck
seine fein manikürten Hände küsst
hingebungsvoll eine schwarzgelockte Bergziege
mit traumhaft großen Sprüngen
ergreife ich die Flucht


8.6.2010

Montag, 26. September 2011

Frieden und Gerechtigkeit

Das vergoldete Arschloch
kackt Frieden und Gerechtigkeit
mitten auf den Pertersplatz
ohne sich ein Bußgeld einzuhandeln
die römische Stadtreinigung
erledigt das noch am selben Tag


1.11.2009

Die greise Stadtfichte

Die
greise Stadtfichte
zerzaust
steht sie
umgeben vom lärmenden Wechselschatten
der großen Vögel
blecherner Bürde auf der Straße
benutzen sie noch Krähen oder Elstern zur Zwischenlandung
geistern Tauben in ihrem Geäst
Angsttriebe und ein Übersoll an Zapfen
zuletzt ihre Borke und das Holz ihres Stamms
sind ihr geschuldeter Tribut ans Leben


28.6.2011

Eicheln

Jetzt fallen sie wieder
auf den Asphalt
kommen unter die Räder
werden nicht wieder


3.9.2011

Montag, 12. September 2011

...

PAUSE - bin Ende September wieder online

...

Kein Bild
bloß keine Bilder mehr
Zukunft geschieht durch Bilder
von gestern heute von jeher
die Zeit nach uns
ist bilderleer

Kampf mit dem Engel

Nachts fließen die Straßen schneller
schäumende Schwingen
über dem Asphalt
wer sie queren will
läuft Gefahr
dem zu begegnen
der den Namen nimmt

und einzuschlafen in schlafloser
Landschaft allein mit sich selbst
als einem anderen

durchzustehen

zu erwachen mit neuem Namen
Segel im Morgenlicht


19.2.1998

Sonntag, 11. September 2011

11. September 2001

seit heute
nicht nur über der skyline von manhattan
jedes flugzeug hat nur noch ein ziel
türme

candlelight im zeitraffer

wolken des bösen
regnen namen

das dinner fällt

aus



(über pompeji
scheint die sonne)


29.11.2001

...

Im Anfang das Wort
am Ende die Bilder

Sphärenklänge


11.9.2011

Exkursion

Steh
vor 'ner Linie
vertikal gestrichelt
am Horizont der Streifen
ist es nicht
dazwischen
perspektivisch
einzelne Objekte
bis zu dem Rand
worüber keiner blickt
ein schneller Test
undefinierbare Gerüche
dieses Gemisch beatme ich
das schwere Ding
auf meinem Rücken
gibt einen schrillen Laut
ich muss zurück


11.9.2011

Freitag, 9. September 2011

Unser Leben

überdauert siebzig oder achtzig
oder neunzig unbiblische Jahre
mit steigender Tendenz
und was daran köstlich war
entzieht sich der Statistik
manche sterben auch jünger
sogar Kinder sterben
und manche werden
erst gar nicht geboren


22.1.2011

Weltwirtschaftskrise

Der Tod ist im Topf
twittern die Analysten weltweit
vor den aufgespannten Schirmen
seit es kein Dach mehr gibt
wann halten wir uns
die eigenen Hände über den Kopf


24.12.2010

...

Wegen des Datenschutzes
sollte man sich vorsorglich
nur noch mit dem Vornamen
anreden
beim Nachnamen
kommen Fragen auf


9.8.2011

Montag, 5. September 2011

...

Die Welt liegt vor der Haustür
dahinter nichts Aufregendes
nur eben ich
mein Hund ein paar Pflanzen
die mich durchs Jahr begleiten
im Innern die Wände sind mit Wörtern besät
keimen ich weiß nicht auf wessen Geheiß
und manchmal auf Zuruf
durch die Decke funkeln die Sterne
während die Sonne sich an Stäubchen verliert
durchs schalldichte Glas seh ich den Wolken nach
spielen Kontinentalverschiebung im Zeitraffer
ich weiß was die Stunde geschlagen hat
so oder so
jetzt oder jetzt
kein Grund
zur Aufregung


11.8.2011

Samstag, 3. September 2011

Götterlieben

Die Tricks der Götter
verfangen nicht mehr
untaugliches Mimikry
Leda erklärt sich für traumatisiert
leidet unter Vogelphobie
ist in Langzeittherapie
Europa besucht
den gealterten Stier in der Geriatrie
und verzeiht ihm seine Jugendsünden
Maria rätselt noch immer


23.6.2010

Sonntag, 28. August 2011

...

Du solltest dich
um deinen
Schatten kümmern
wenn du in der
Sonne
stehen willst

Die Sterne fallen

Die Sterne fallen
fallen vor dem Herbst
sie stürzen in den Nächten
in Vorgärten und Balkonpetunien
aufgespießt von schmiedeeisernen Staketen
die Mondaugen einer weißen Katze
auf dem Müllkontainer
Fahrräder liegen an der Kette
jenseits des Gehwegs
auf dem schwarzen Fluss
träumt ein Kahn
seinen blechernen Traum
unsicheren Schritts
geht ein Mensch übers Wasser


8.11.2007
in: 'Manegenstaub', S. 31


Guck mal
was ich
gemacht habe
sagt das Kind
und zeigt sein Töpfchen

Schau mal
was ich
gemacht habe
sagt der Poet
und zeigt sein Gedicht

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Zuletzt aktualisiert: 22. Mär, 08:43

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